Eine kleine Gedankenreise zum Entspannen und Träumen.
Du öffnest langsam die Augen. Deine Augenlider fühlen sich sehr schwer an und du versuchst mit ganzer Kraft, sie offen zu halten. Du hast ein merkwürdiges Gefühl, dass du nicht beschreiben kannst. Während du versuchst, komplett zu dir zu kommen, bemerkst du, dass du nicht weißt, wo du dich befindest. Du schaust dich um und siehst, wie Angler in Reihe stehen und Fische fangen, wie Fischer ihre Waren vom Boot abladen und ein zweites Fischerboot gerade am Hafen anlegt.
Du hast beschlossen, dich ein wenig in der Gegend umzuschauen, in der Hoffnung, dich zu erinnern, wie du hier gelandet bist. Es muss eine Hafenstadt sein, südlich von dem Ort, wo du lebst. Es ist sehr lebendig hier, du hörst durcheinander Gerede und zwei Händler, die sich offenbar nicht einigen können. Der Geruch vom Fischhafen wird nun vom gegrillten Fisch übertönt und du spürst, wie dein Magen knurrt. Von alleine wandert deine Hand in die Hosentasche und du findest dort Geld, auf dem dir eine unbekannte Person abgebildet ist. Es ist nicht beängstigend viel, aber genug, für den Abend was zu Essen und eine Bleibe zu finden. Du näherst dich einem kleinen Restaurant am Ufer und setzt dich an einen freien Tisch.
Du hast keinen blassen Schimmer, was du hier tust, dennoch hast du ein angenehmes, ruhiges Gefühl. Es scheint eine nette Gegend zu sein. Obwohl es schon dunkel ist, siehst du, wie Familien auf den Straßen spazieren, die Verkäufer mit Zurufen Kunden anlocken und eine Gruppe von Jugendlichen am Ufer Gitarre spielen und Lieder summen. Die Bedienung ist gekommen um deine Bestellung aufzunehmen. Du hast sie nicht verstanden, weshalb sie ins Englische gewechselt hat. Von ihr hast du erfahren wo du bist. Du bist in einer Stadt, dessen Namen du nicht aussprechen kannst, das in Griechenland liegt. Griechenland! Da wolltest du doch letztes Jahr in den Urlaub, was aber wegen der COVID-19 Pandemie storniert wurde. „Unglaublich“, denkst du dir. „Bin ich etwa in einem Universum gelandet, wo die Pandemie nicht ausgebrochen ist, und ich meine Reise machen kann?“ Quatsch. Wenn so etwas möglich wäre, würdest du neben dieser gutaussehenden Geschäftsperson aufwachen. Oder im anderen Fall würdest du die Person selbst sein. Naja, wie auch immer. Da kommt auch schon dein Essen. Und obwohl du die griechische Küche liebst und nahezu alles, was auf der Karte ist, essen wollen würdest, wie Souvlaki oder Dolmadakia, hast du dich dennoch für den frischen, aus der Region, von den lokalen Fischern gefischten Fisch entschieden. Dazu dürfen die leckeren Mezedes, der Bauernsalat, Tzatziki und der von der Bedienung empfohlene Glas Rakí nicht fehlen.
Nachdem du gegessen und bezahlt hast, hat dir die Mitarbeiterin eine Bleibe organisiert, wofür du sie gebeten hast. Es ist ganz in der Nähe und soll preiswert und sauber sein. Du verlässt das Restaurant mit einer Wegbeschreibung und nach fünf Minuten bemerkst du, dass du von einem Hund verfolgt wirst.
Er muss sich verlaufen haben. Du schaust dich nach einem Halsband um, doch da ist keiner. Mit der Flasche Wasser, das du vom Restaurant gekauft hast, gießt du etwas in deine Handfläche und bietest es dem Hund an. Der Hund scheint keinen Durst zu haben und steht einfach nur vor dir. Du streichelst ihn und fragst dich, ob ihn jemand, ebenso wie dich, wohl vermisst. Dann hörst du eine Person, der vor seinem Geschäft steht und raucht, dass die Hunde hier keine Besitzer haben, aber die Ladenbesitzer sich um sie kümmern. Danach bemerkst du die Futter- und Wasserschalen vor den Geschäften, was dich erleichtert. Eine Sorge weniger.
Etwas vorne bist du auch schon bei deiner Pension angelangt. Du hast deine Schlüssel bekommen und bist ins Zimmer gegangen. Du hast dich auf das Bett gelegt und während du den Tag im Kopf nochmal reflektiert hast, bist du eingeschlafen.
Du bist aufgewacht. Aufgewacht in Deutschland, in deinem Zimmer, in deinem normalen Leben. „Es war alles nur ein Traum“, hast du gemurmelt. Und obwohl alles Ungewiss war, bist du dennoch enttäuscht, dass es nicht real war. Du setzt dich an dein Laptop und nimmst an deiner online-Vorlesung teil. Für einen kleinen Moment schweifen deine Gedanken ab und du findest dich mit deinem Laptop auf einem Balkon mit einer großartigen Aussicht.
Du stellst fest, es war kein Traum. Du schaffst es mithilfe deiner Gedanken da zu sein, wo du willst. Du musst es nur wirklich wollen. „Wie großartig doch der menschliche Verstand ist“, denkst du dir.
Du hast dich wahrscheinlich noch nie so glücklich während einer Vorlesung gefühlt. Nach der Vorlesung gehst du runter an den Strand und genießt erstmal einen Eiskaffee.