Out of Location

Flughafen als Festivalgelände, Reithalle als Veranstaltungslocation, alte Fahrzeuge neuverwendet, Kinosäle als Tagungsort

Wie können Veranstalter*innen Events das gewisse Etwas verleihen? Mit dem Konzept, klar, aber auch besondere Locations out of the box bringen schon am Einlass den WOW-Effekt.Das Tempelhofer Feld, ursprünglich bekannt als einzige Möglichkeit zur Versorgung von Westberlin, ist heute weit mehr als das. Nur noch ein altes Flugzeug gibt den Hinweis auf die ehemalige Nutzung als Luftbrücke.

Bei einem Besuch wirkt das ehemalige Flughafengelände gar nicht so groß, auf den zweiten Blick stelle ich fest, dass ich das andere Ende nicht einmal sehen kann. Ein Flughafen wird zum Kreativstandort. Neben dem eindrucksvollen Urban-Gardening-Projekt befinden sich die zwei Kilometer lange Rollfelder, welche ein Paradies für zahlreiche Inlineskater*innen und Skateboarder*innen sind. Sogar Flächen für Kitesurfer*innen laden ein, die eigene Freizeit hier zu verbringen. Bei einem Spaziergang über das Gelände höre ich alle 50 Meter freudige Musik aus einer anderen Richtung, aus einem anderen Genre. Ich stelle mir vor, wie es wohl bei einem Festival hier wäre.

Tempelhof Projekt GmbH, www.thf berlin.de

Doch ein Festival auf diesem Gelände? Das kam doch schon einmal vor! Genau 2015 – Lollapalooza. Das Video vom Live-Auftritt von SEEED, eins der meiner Meinung nach besten Konzert-Mitschnitte, bringt nur eine Vorahnung der Stimmung vor Ort ins eigene Heim. Große Menschenmassen viben mit. Ebenfalls im Line-Up: Muse, Deichkind und Bastille. Gute Musik, klasse Stimmung, viel Platz für die feiernde Crowd – zwei Tage, vier Bühnen, halbumrandet von brachialer Beton-Architektur, dem 1,2 Kilometer langen ehemaligen Flughafengebäude. Ein Beispiel dafür, dass historische Gelände und für einen anderen Zweck erbaute Gebäude neu genutzt werden.

Stephan Flag

Reithalle als Veranstaltungslocation

Als 2019 die weltberühmte Pferdeshow „Apassionata“ auf Grund eines Rechtsstreites eingestellt werden musste, wurde der extra dafür gebaute, hochmoderne Münchener Showpalast als allgemeine Eventlocation frei. Die ehemalige Reithalle und die Ställe bringen als nicht temperierbare Räumlichkeiten besondere Herausforderungen in der neuen Nutzung als Veranstaltungslocation mit. Der Showpalast als Austragungsort hat dagegen mit der extra-vaganten Architektur und einer 600 Quadratmeter großen LED-Wand die Voraussetzung für eine visuell spektakuläre Show.

Apassionata Park München GmbH

Kinosäle als Tagungsort

Kann man einen Kinofilm mit einer Univorlesung vergleichen? Wahrscheinlich eher schwierig, wir machen es trotzdem! Denn wenn am Vormittag die Kinosäle im Cinemaxx noch nicht mit den neuesten Blockbustern bespielt werden, ist hier die vollständige Technik, vom leistungsstarken Beamer bis hin zum Surround- Soundsystem, vorhanden. Sobald die richtige Präsentation angeschlossen ist und die Mikrofone kalibriert sind, fehlen nur noch die Zuhörenden, um Vorlesungen oder Tagungen zu starten.

Alte Fahrzeuge neu verwendet

Neben stationären alten und wieder neu genutzten Veranstaltungslocations gibt es auch mobile Angebote. In Lübeck liegt seit 1960 die „Passat“, ein ursprünglicher Frachtsegler, der zum Museumsschiff und internationaler Begegnungsstätte wurde. Die Viermast-Barke ruht nach jahrzehntelangem Fahrdienst auf den Weltmeeren in der Travemünder Bucht. Nicht weit entfernt im Hamburger Hafen empfängt auch das „Feuerschiff LV13“ seine Besucher. Neben kulinarischen und kulturellen Ange-boten bietet das ehemalige Schiff der Hamburger Hafenfeuer-wehr auch die Möglichkeit zu Übernachtungen mit echtem Kabinen-flair.

©Thimo Schröde

Nicht nur vor Anker liegend, sondern auch unterwegs bieten alte Fortbewegungsmittel ein besonderes Ambiente für Feste und Feiern. Rund um Mannheim fahren zwei alte Trams, die für Gruppen von bis zu 50 Personen Platz bieten. Zur Auswahl stehen zwei Salonwagen, aus den Zwanzigern und Sechzigern, die jeweils eine Route von bis zu vier Stunden durch die Rhein-Neckar-Region fahren.

Viele solche dem ursprünglichen Zweck entfremdete Locationnutzungen, bieten Veranstaltern Raum, kreative Eventmöglichkeiten umzusetzen und out of the box zu denken.

Autor*innen: Tabea Elbs, Erik Jürgens


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