So klappt Nachhaltigkeit im Studentenalltag

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:News

Als Student:In hat man im Alltag oft die schwierige Entscheidung vor sich, ob man auf sein Budget achten oder das Richtige für die Umwelt tun soll. Denn das Thema Nachhaltigkeit geht uns alle etwas an und muss gemeinsam angepackt werden. Dabei geht es nicht darum, von jetzt auf gleich ein Profi zu werden. Wichtig ist nur, step by step Verhaltensmuster zu erkennen und umzustrukturieren. Oft ist einem gar nicht klar, wie viel man mit kleinen Veränderungen im Alltag bewirken kann. Na klar, vor allem als Student:In hat man nicht unbegrenzte Ressourcen, das Geld ist oft knapp. Aber: Mit diesem Artikel möchte ich zeigen, wie ich mein Leben als Studierende nachhaltig gestalte – ganz ohne dabei tief in die Tasche greifen zu müssen.

7:15 Uhr: Der Wecker klingelt. Nach kurzem Überlegen auf Snooze zu drücken, stehe ich kurzerhand doch auf und gehe ins Bad. First things first: Zähne putzen. Ich greife nach meiner Holzzahnbürste und öffne die Zahnpastatube einer Naturkosmetikmarke. Solche Zahnpasten gibt es bei allen Drogeriemärkten, sind klimaneutral und kosten meist nicht mehr als reguläre Markenzahnpasta. Ich muss zugeben, die Umstellung auf eine Bambuszahnbürste hat ein wenig Überwindung gekostet. Aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran, versprochen. Es ist ja schließlich auch für den guten Zweck. Danach geht’s unter die Dusche. Ich wasche meine Haare mit festem Shampoo und lasse dabei das Wasser selbstverständlich aus. Der jährliche Durchschnittsverbrauch der Deutschen von 11,1 Packungen Duschgel entspricht 2,3 Stücke Seife1. Wahnsinn, was man alleine durch die Verwendung von Seife an Plastik spart. Anschließend ziehe ich mir mein neu ergattertes Sommerkleid an – für 10€ im Second Hand Laden! Mittlerweile besteht mein Kleiderschrank aus 90% Second Hand Klamotten. Es ist so günstig und so nachhaltig. Letztendlich befülle ich meine Wasserflasche noch mit Leitungswasser und bin bereit für den Tag.

Nachhaltige Zahnpflege (Foto: Annika Werner)

8:00 Uhr: Zeit, für Frühstück und die erste Vorlesung. Zu essen gibt es ganz klassische Overnight-Oats, die konnte ich gestern entspannt vorbereiten. Heute müssen nur noch ein paar Toppings, wie Früchte und Nüsse hinzugefügt werden. Insgesamt kostet mein Frühstück knapp einen Euro – der Nährwert aber ist unbezahlbar. Über den QR-Code rechts gibt es eine Auswahl von 26 verschiedenen Overnight-Oats Rezepten, sodass man täglich abwechslungsreich in den Tag starten kann.

Kurz vor Vorlesungsbeginn merke ich, dass mein Laptop kein Akku mehr hat. Schnell suche ich mir die nächstgelegene Steckdose und stecke den Stecker meines Ladekabels hinein. Mittlerweile beziehe ich grünen Strom von einem Ökostromanbieter und konnte bei meinem Wechsel sogar einige Hundert Euro Klimabonus mitnehmen. Im Endeffekt zahle ich also deutlich weniger als bei meinem letzten Anbieter – und tue gleichzeitig etwas für die Umwelt. Besser geht es doch gar nicht.

Während meiner Vorlesungen mache ich mir nebenbei Notizen auf meinem iPad. Das Mitschreiben auf Papier habe ich noch nie gemocht. Mit digitalen Notizen spare ich mir nämlich nicht nur Papier und Zeit, sondern auch eine ganze Menge Chaos und Stauraum im Nachhinein. Trotzdem muss ich ehrlicherweise zugeben, dass Datenspeicherung und das Internet auch nicht ganz unschädlich für die Umwelt sind. Eine Spam-Mail zum Beispiel – auch dann, wenn wir sie nicht öffnen – gibt 0,3 Gramm CO2 an die Atmosphäre ab. Eine E-Mail mit Langtext und Anhang kann sogar für bis zu 50 Gramm CO2 verantwortlich sein2. Digitale Notizen schön und gut. Es ist wichtig, dass man alle unnötigen Daten vom PC löscht und den CO2-Verbrauch in die Schranken weist.

13 Uhr: Nachbereitung, here we go! Das ist offensichtlich nicht mein liebster Teil des Tages, aber muss früher oder später gemacht werden. Daher lieber früher – so habe ich den restlichen Tag Zeit für andere Dinge. Ich schnappe mir also erneut meinen Laptop und recherchiere eine Runde in einer grünen Suchmaschine. Das sagt dir nichts? Ecosia, Givero, Ekoru und Co. sind Suchmaschinen, die alle Einnahmen der Suchanzeigen nutzen, um Bäume zu pflanzen. Man unterstützt dabei nicht nur Aufforstungsprojekte, sondern man hilft auch den Menschen in den Pflanzgebieten vor Ort, damit sie sich eine bessere Zukunft aufbauen können. Ich sehe auch gerade, dass ich rein durch meine Suchanfragen in den letzten zwei Jahren bereits für die Pflanzung von rund 50 Bäumen verantwortlich bin. Umweltschutz kann so einfach sein!

14:15 Uhr: Es klingelt an der Tür. Ich mache sie auf und vor mir steht, wie verabredet, die nette Frau des Kleinanzeigen-Portals. Erst gestern habe ich dort meinen alten Couchtisch inseriert und schon heute wurde er verkauft. Minimalismus und bewusstes Konsumieren ist ja gerade total im Trend und durch das Verkaufen von nicht mehr gebrauchten Gegenständen kann man sich gleichzeitig ein bisschen Taschengeld hinzuverdienen. So habe ich mal wieder zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Die Ausbeute (Foto: Annika Werner)

15:45 Uhr: Zeit, auf das Fahrrad zu steigen. Das mache ich in der Regel jeden Tag, um jegliche Dinge zu erledigen. Dank Hannover, eine sehr fahrradfreundliche Stadt, fällt mir die tägliche Sporteinheit auch sehr leicht. Man ist meistens sogar schneller vor Ort, als wenn man die Bahn oder den Bus nimmt. Wohin es heute geht? Zur Foodsharing-Abholung. Seit einigen Monaten bin ich aktiv in der Organisation Foodsharing als Foodsaver tätig und konnte dadurch schon mehrere hundert Kilogramm Lebensmittel vor dem Müll retten. Zwar kostet der Eintritt in die Organisation etwas Mühe und Zeit, aber bist du erst einmal ein Mitglied, hast du täglich die Möglichkeit kostenlos Lebensmittel zu retten und natürlich auch zu behalten. Ob man es glauben möchte oder nicht: Dank Foodsharing sind meine monatlichen Kosten für Essen auf ein Minimum gesunken. Außer Milch und Butter brauche ich nichts mehr einkaufen. Weitere Informationen zum Beitritt und zur Organisation Foodsharing gibt es hier: www.foodsharing.de.

Gleich nach meiner Abholung stelle ich mich in die Küche, sortiere die verschiedenen Lebensmittel und schaue, was ich an diesem Tag noch verarbeiten muss. Manchmal sind die Produkte noch wochenlang haltbar und wurden zum Beispiel nur wegen einem abgerissenen Barcode aussortiert und manchmal ist Obst und Gemüse auch tatsächlich nicht mehr lange gut. Die koche oder friere ich dann meistens ein und schwups, sie sind wieder für weitere Wochen haltbar.

18:30 Uhr: Jetzt wird gegessen. Und das meistens vegetarisch. Ich gebe zu, dass ich mich noch nicht als Vollzeit-Vegetarier bezeichnen kann. Aber es ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ich gebe mir zumindest Mühe. Vor ein paar Tagen habe ich mal einen Vergleich meines ökologischen Abdrucks von vor meiner vegetarischen Ernährung zu jetzt gemacht und spannenderweise reduziere ich meine durch Ernährung entstandenen CO2-Emissionen aufgrund meiner Umstellung um fast 60%!

9:45 Uhr: Die letzte Tat des Tages. Heute Morgen habe ich in einer Instagram-Story gesehen, dass man Bio-Spülmittel selbst herstellen kann – ganz einfach aus drei Zutaten! Gesagt, getan. Im Grunde braucht man nur Kernseife, Natron und Wasser, sowie optional ätherisches Öl für den Duft. Schon hat man nachhaltiges Spülmittel, dass nicht nur günstig, sondern auch lange haltbar. Eine genaue Anleitung findest du mit Hilfe des Barcodes rechts.

Wenn du mich also heute fragst, ob ein nachhaltiges Leben als Student möglich ist, dann sag ich ganz klar: Ja, das ist es! Und es ist alles andere als kompliziert. Wie man nach diesem Tagesablauf sicherlich gemerkt hat, ist ein nachhaltiges Leben nämlich grundsätzlich gar nicht so kompliziert und teuer, wie oft erzählt wird. Die Umsetzung kostet vielleicht etwas mehr Zeit, aber am Ende spart man doch den ein oder anderen Euro.